Nach welchen Kriterien suchen wir unsere Sorten aus?


Ein kleiner Exkurs in unsere Sortenvielfalt, warum sind manche Sorten nicht dabei, warum haben wir so viele Sorten die man sonst nirgends bekommt. Und was uns alles noch in der Zukunft erwartet.

Die Gründe warum wir uns für die eine Sorte und für die andere Sorte entscheiden sind sehr umfangreich. Als Wichtigste Kriterien wären für uns folgende:

  • Geschmack, Konsistenz, Biss:   Das ist natürlich das Wichtigste Kriterium und hier verlassen wir uns natürlich nicht nur auf unseren Geschmack (wenn es nach mir ginge gäbe es nur süße Äpfel) sondern auf den Geschmack der Kunden, den wir ja immer an unserem Probierstand live miterleben können. Ziel ist es, das zu jedem Erntezeitpunkt ein breites Spektrum von süß bis sauer vorhanden ist.
  • Haltbarkeit:   Ein nicht zu unterschätzendes Kriterium und leider für viele Sorten auch das Ausschluss Kriterium. Zu Saisonbeginn begnügen wir uns noch mit kurzen Haltbarkeiten wie z. B. Blondy mit 4-6 Wochen, gegen Ende Saison muss es schon eine ausgesprochene Lagersorte sein, damit die Sorte in die nähere Auswahl kommt. Genau wie ich mögen Sie es auch nicht, wenn der Apfel nach kurzer Zeit schon mehlig ist, wenn ich da nur an den alten Klarapfel denke, der nach 5-7 Tagen schon nur noch für das Apfelmus geeignet war. 
  • Robustheit:   Bei uns im Betrieb ein wichtiges Kriterium. Die Robustheit gegen Krankheiten allen voran die Resistenz gegen Schorf, aber auch die Robustheit gegenüber Wetterkapriolen wie Spätfröste oder zu heiße Sommertage spielt eine wichtige Rolle für uns.          Zum einen natürlich um regelmäßige Erträge in guter Qualität zu bekommen, aber auch um massiv Pflanzenschutzmittel einzusparen. Mittlerweile besteht 2/3 unserer Apfelanbaufläche aus  Schorfresistenten Sorten und es kommen jedes Jahr neue hinzu. Eine Sorte die nicht resistent ist, muss schon sehr besondere andere Eigenschaften haben, wie z. B. die Verträglichkeit für Allergiker, damit sie eine Chance hat neu in unser Programm aufgenommen zu werden wie z. B. der Gräfin von Goldach.  Zu den resistenten Sorten zählen z. B. Topaz, Karneval, Allurel, Story, Rusticana, Blondy, uvm.   Ein Beispiel für eine Sorte die trotz hervorragendem  Geschmack aus unserem Programm geflogen ist, ist der Cox-Orange, der leider den Klimawandel und die damit verbundenen hohen Sommertemperaturen zumindest in unserer Region nicht mehr mitmacht.
  • Weitere Anbaueigenschaften:   Der Wuchs, wie einfach ist ein Baum zu schneiden, wie regelmäßig ist der Ertrag, wie einfach funktioniert die Ernte, das sind wichtige weitere Eigenschaften die für uns sehr wichtig sind.

Fazit zum Schluss: Die perfekte Sorte gibt es nicht, und die Geschmäcker sind verschieden:

Zum Glück gibt es die perfekte Sorte noch nicht, ein Grund mehr sich immer neu zu orientieren und die Vielfalt mehr zu erweitern.

Die perfekte Sorte wird es auch nie geben, was dem einen zu sauer ist, ist dem anderen zu süß.

Aber auch die Tatsache das sich die Umweltbedingungen ständig ändern führt dazu das einst liebgewordene Sorten durch neue ersetzt werden müssen.

Vor 30 Jahren noch war der Braeburn auf dem Rührberg undenkbar, da er nur in wenigen Jahren eine Chance hatte reif zu werden. Mittlerweile eine auch bei uns etablierte Sorte.

Dagegen wird uns dieses Jahr der Akane verlassen. Eine tolle Frühsorte, wenn der Sommer nicht zu heiß ist, was in diesem  Jahr der Fall war. Aber die letzten Jahre war der Geschmack oft nur dürftig ausgeprägt, da er durch die hohe Hitze eher notreif wurde und eher fade war.

Aber nicht nur der Klimawandel sondern auch neu eingeschleppte Schädlinge und Krankheiten verändern das Sortenbild. 

So stehen mittlerweile für mich die Sorten Topaz, Berlepsch und Karneval zur Diskussion aufgrund der neu sich verbreitenden Rindenruskrankheit. Was man anhand der Lücken in den Reihen leider schon deutlich sehen kann. 

 

Blick in die Zukunft

Es werden immer wieder neue Sorten auf den Markt kommen, die es zu prüfen gilt und alte Sorten werden Jahr für Jahr ihre Qualität beweisen müssen um weiter bei uns bestehen zu können.

 

Im Winter 23/24 haben wir als neue Sorte "Pia 41" gepflanzt, eine gelbe sehr aromatische Sorte, die erst im Herbst 2023 als Sorte zugelassen wurde. Im nächsten Herbst werden wir schon die ersten Früchte genießen können.

Diesen Winter pflanzen wir als Neuheiten die Sorten Sommernachtstraum (eine neue Frühsorte), die Sorte Kaiserin Elisabeth (Beide aus der bayrischen Züchtung von Dr. Neumüller) und die Sorte Bloss.

Alle auch Schorfresistent.

Als weiteres haben wir die neue Sorte Mammut in der Prüfung bei uns auf einem Feld zuhause, was sehr vielversprechend aussieht. 

Neue Zwetschgensorten wie Emmi und Vroni, sowie Top-First sind bei uns in der Erprobung bzw. auch schon in der konkreten Planung.

Dafür werden uns auch leider zwei Sorten verlassen:  Der Cheerful-Gold und der Akane, die Beide die heißen Sommer bei uns nicht mehr mögen.

Wie kommen wir zu unseren Neuheiten

Wie man an unserer Sortenvielfalt und an dem mittlerweile doch sehr langem kurzen Exkurs sehen kann, ist das ein Thema das mich sehr umtreibt und für das ich auch schon einen gewissen Faible entwickelt habe.

Von daher bin ich mittlerweile sehr gut mit vielen Baumschulen Beratern und Züchtern vernetzt. 

Wenn es etwas neues gibt, wird es ausprobiert sofern die Eigenschaften zu stimmen scheinen. 

Meine übliche Frage zum Schluss, wenn ich wieder Bäume bei einer Baumschule bestelle ist "Was gibt es Neues". Wenn es was gibt, wird es gleich ausprobiert. Zunächst üblicherweise in kleinen Stückzahlen auf meinem Versuchsfeld.

Mittlerweile kommen die verschiedenen Akteure auch schon auf mich zu.  Zum einen natürlich weil Sie ggf. was verkaufen möchten, aber auch weil Sie Wissen, das wir beim Thema Geschmack direkt am Kunden sind und relativ schnell die Beliebtheit einer Sorte einschätzen können. Des Weiteren ist unser Betrieb noch so klein das quasi der Chef persönlich noch alle Bäume und deren Eigenschaften kennt. 

 

Jetzt aber wirklich zum Schluss, zumindest vorläufig

Ich werde in nächster Zeit versuchen diese Seite noch etwas zu erweitern um immer wieder neue Aspekte aufzuzeigen und auch noch das ein oder andere Foto ergänzen. Aber jetzt muss ich wieder raus aufs Feld, die Sonne lacht und die Mittgaspause längst überzogen.